Werfen wir also einen Blick auf die Zunge und zwar in ihrer Funktion direkt nach der Geburt. Bis ein Säugling zum Kleinkind wird, ist die Zunge eine Art Wegweiser in die Welt. Sie nimmt daher zurecht den ganzen Raum des kleinen Babymundes ein und hilft dem Kind dabei, Gegenstände auf deren Beschaffenheit „abzutasten“ und im Gehirn abzuspeichern und damit mehr und mehr ein- und zuzuordnen. Natürlich sichert die Zunge aber auch das Überleben des Babys. Es hilft beim Trinken oder besser beim Saugen. Denn anfangs legt sich die Zunge über die untere Kauleiste und bewegt sich bei der Trinkbewegung nach oben und unten. Durch diese Wellenbewegung fließt die Muttermilch in den Mund des Säuglings. Wächst der Säugling heran, sind die Eltern in der Pflicht, feste Nahrung und Getränke anzubieten. Für gewöhnlich geschieht dies um das erste Lebensjahr herum. Zur gleichen Zeit entwöhnt man das Kleine auch vom Schnuller.
Manche Kinder brauchen ihre kleinen Trösterchen allerdings noch etwas länger. Der Nuggi bleibt häufig ein längerer Begleiter und das Trinken aus dem Fläschchen gehört zumindest noch zum Einschlafen zum Gute-Nacht-Ritual. Ist dies aus psychologischen Gründen sinnreich für das Kind, ok. Doch bitte nicht zu lange. Sobald die Zähne da sind, sollte das Kind nicht mehr mit dem Schoppen oder Nuggi einschlafen. Nach dem Motto: Kommt das erste Wort, ist der Nuggi fort.
Die Entwöhnung von Brust, Flasche und Schnuller fördert nämlich die Muskulatur von Zunge, Lippen, Wangen und Rachen. Das Schluckmuster festigt sich und auch Zähne und Kiefer werden gestärkt. Verhindert das langanhaltende Nuckeln diese Entwicklung, kann das unangenehme Folgen haben. Zahnfehlstellungen, Verformung des Kiefers, Schluckbeschwerden und auch Sprechschwierigkeiten (sehr typisch das Lispeln) stellen sich ein. In der Fachwelt spricht man hierbei vom Infantilen Schluckmuster und das muss behandelt werden. Gerne helfen wir Ihnen dabei!
Schlucken
Physiologisch atmet der Mensch durch die Nase. Dabei liegt die Zune mit ihrem vorderen Drittel der Oberfläche am Gaumen an (Zungenruhelage), wobei die Zungenspitze hinter den oberen Frontzähnen liegt und diese nicht berührt. Die Zunge hat dabei eine lockere Grundspannung. Die Zahnreihen werden leicht auseinandergehalten (sog. Ruheschwebe).
Beim Schlucken werden die Zahnreihen aufeinandergedrückt und die Zunge orientiert sich nach oben hingen gegen den Gaumen. Dabei bewegt sie sich nicht von der Stelle. Die Lippen sind beim Kauen und Schlucken geschlossen.


Symptome
- Ungünstige Muskelspannungszustände im Mundbereich führen z. B. dazu, dass die Zunge ihre korrekte Ruhelage nicht finden, bwz. einhalten kann.
- Mundatmung / Mundoffenhaltung
- Vermehrter Speichelfluss
- Zunge stösst beim Sprechen und Schlucken gegen oder zwischen die Zähne
- undeutliche, nuschelige Aussprache, hauptsächlich der Zischlaute (sch, s, z, x)
- inkorrekte Zungenruhelage (z.B. Zunge liegt auf der Unterlippe auf)
- wenig ausgeprägte mimische Muskulatur
- verdickte und gerötete Lippen
- ganzkörperliche Haltungsprobleme, insbesondere des Nackens und des Rückens, beginnend bei den Füssen

Um die Entwicklung dieser Muster positiv zu beeinflussen, sind ein harmonisches Zusammenspiel von Nasenatmung, Zungenruhelage, Lippenschluss, Zungenfunktion (Schlucken und Sprechen) sowie ein ganzkörperliche Grundspannung notwenig.
Häufig wird erst durch die Verbesserung dieser Abläufe die Einübung bestimmter Laute möglich. Die am Sprechen beteiligten Organe wie Wangen, Lippen, Zunge, Gaumensegel und Unterkiefer müssen für jeden Laut eine bestimmte Stellung einnehmen, und die Ausatemluft muss einem bestimmten Druck dosiert ausgeblasen werden können.
Therapie
Das Gelingen der auf den Patienten individuell abgestimmte Therapie ist abhängig von folgenden Faktoren:
- Auftragserklärung und konkrete Zielsetzung zwischen Therapeuten, Patient und Angehörigen
- Absprache von Aufgaben und Verantwortung aller am Prozess Beteiligten
- Motivation und Eigenverantwortlichkeit
- Bereitschaft zum häuslichen Üben